Brief an die Menschlichkeit der Bürger Weimars

PRESSEMITTEILUNG: ZUR SOFORTIGEN VERÖFFENTLICHUNG
Weimar, 05.02.2016

Brief an die Menschlichkeit der BürgerInnen und des Bürgermeisters, Peter Kleine der Stadt Weimar

Zunächst einmal möchten wir uns im Namen aller in Weimar lebenden Geflüchteten für die Gastfreundschaft Deutschlands, das uns aufgenommen hat, bedanken, aber auch allen Freunden, Freundinnen und HelferInnen, die uns unterstützen. Sie versuchen, passende Lösungen für unsere Not zu finden, die durch den grauenhaften Krieg entstanden ist.
Wir appellieren an die Menschlichkeit aller BürgerInnen Weimars, unsere psychische Lage zu verstehen und uns zu helfen, aus unserer Not wieder auf die Beine zu kommen. Wir möchten verdeutlichen, dass wir das Entgegenkommen Deutschlands sehr wertschätzen und uns in Zukunft revanchieren. Wir werden unseren Beitrag für die Gesellschaft leisten, in der wir dann hoffentlich in Sicherheit und Würde leben können.

Wir möchten uns an Sie wenden, um von der verbesserbaren Situation des Camps, in dem wir untergebracht sind, zu berichten. Es besteht aus 5 Stockwerken mit jeweils 14 Zimmern und einem gemeinsamen Badezimmer auf jeder Etage. Die Zimmer besitzen keine Einzelschlüssel zum Abschließen, sodass wir keine Privatsphäre spüren. In jedem Zimmer sind 4-8 Personen untergebracht, was unzureichend im Verhältnis zur Zimmergröße ist. Ebenfalls werden die Badezimmer nicht gereinigt. Unsere Mahlzeiten besitzen kaum Vielfalt und sind auch ziemlich knapp bemessen. Es kam zu einem Vorfall, bei welchem eine Frau bei uns in Ohnmacht fiel, weil sie sich nicht genügend ernährt hatte. Es kam auch zu Hauterkrankungen, welche wir auf die schlechten Hygienezustände zurückführen.
Wir appellieren daran, uns Verständnis entgegenzubringen und zu verstehen, dass wir leider nichts tun können, außer zu warten. Wir möchten aber, dass Sie wissen, dass wir bereit sind freiwillige Arbeit zu leisten. Wir besitzen weitreichende Kenntnisse, sei es im Bereich der Mathematik, Ingenieurwissenschaft, Medizin, Pharmazie oder Verwaltung. Wir streben zusätzlich an, möglichst bald in unseren gelernten Berufen zu arbeiten, um unseren Unterhalt selbst zu finanzieren.

Im Namen der BewohnerInnen der Geflüchtetenunterkunft in der Nordstraße Weimar

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